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Gebrauchsanweisung für Tirol

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Titel
Gebrauchsanweisung für Tirol
Personen
Hauptautorität
Schuchter, Bernd
Verfasser/-in
Systematik
Ressource
Buch
Umfang
210 S.
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2017
Erscheinungsort
München
Verlagsname
Piper
-
Quelle: Pool Feuilleton; Der Führer muss braver sein als das Land, durch das er führt! - Nach dieser Tourismus-Vorgabe erscheinen in Tourismus-Ländern regelmäßig Führer, die eine brave Geschichte fortschreiben und mit dem Hauben-Koch des aktuellen Jahres beenden. Bernd Schuchter hat unter dieser Vorgabe die "Gebrauchsanweisung für Tirol" verfasst. Zusätzlichen Druck macht ihm dabei Reinhold Messner, der vor Jahren im gleichen Verlag die Gebrauchsanweisung für Südtirol geschrieben hat. Der Nord-Osttiroler Führer ist tapfer erledigt, könnte man vorausschicken. Die ewige Erzähl-Kette Goethe - Heine - Schluiferer - Weigel - Schöpf ist perfekt eingehalten, somit wirkt das Tirol-Bild scheinbar logisch, weil es nie anders erzählt werden darf. Das ist der Punkt, an dem der Einheimische kaut. Natürlich ist die Gebrauchsanweisung für externe Tiroler gedacht, die sich damit vielleicht eine schlaflose Nacht im Hotel um die Ohren hauen wollen. Aber in der Umkehrforderung möchte ich als Tiroler keinen Führer beispielsweise über die Franken lesen, wenn dieser so brav ausgefallen wäre. Der Autor ist Jahrgang 1977 und die älteren Jahrgänge im Land müssen ihm ordentlich den Kopf gewaschen haben, dass er kampflos so eine brave Geschichte abliefert. Die Leser hätten es sich verdient, auch von jenen zu erfahren, die etwas denken im Land, in Gerichtsverfahren die Freiheit der Kunst erstreiten und der seit Jahrhunderten regierenden Einheitspartei Paroli bieten. Der Text ist ordentlich gemacht und erinnert phasenweise an das Tonband, das im Innsbrucker Sightseer abgespielt wird, wenn dieser das Kanalnetz oberirdisch befährt. Es geht um Grüßgott oder Tschüss, Versuche um den Heimatbegriff, Lederhosen, den ewigen Sandwirt, Wamperlereiten, schlecht frisierte Rebellen und Ausflugsziele. Lieblos und beliebig ist diese Auswahl, die Touristen von heute sind intelligenter, als die hier implizierten Primitivlinge, denen man die Geschichtchen vorträgt wie ein angefressener Fiaker. All das macht diese Gebrauchsanweisung letztlich sehr abweisend. In einer langen Moderation werden triviale Tirol-Anekdoten abgearbeitet und ab und zu bleibt nur mehr die Moderation ohne Inhalt übrig. Wahrscheinlich wird jedes Fachgebiet unter dieser Vorgansweise leiden, der Historiker genauso wie der Straßenreferent und der Blasmusiker. Von der Literaturwarte aus gesehen ist das Buch schon sehr fadenscheinig zusammengebastelt. Da zitiert einmal der Autor sich selbst, wie er mit seinem Roman durch das Land tourt und dabei die Tiroler mit seinen Thesen überschüttet, andererseits ruft er die offiziell geförderten und naturgemäß braven Dichter zu Meinungsmachern aus. Besonderes Lob kriegt etwa Sepp Mall, seine Angepasstheit an das offizielle Tirol-Bild wird extra erwähnt. Wenn jemand Einheimischer das Buch liest, dann weiß er, was man von einem braven Tiroler erwartet, wenn es ein Auswärtiger liest, wird er überrascht sein, wie quicklebendig das Land trotz dieser Gebrauchsanweisung ist. Helmuth Schönauer
Manifestation
Titel
Haupttitel
Gebrauchsanweisung für Tirol
Systematik
Ressource
Buch
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2017
Erscheinungsort
München
Verlagsname
Piper
ISBN13
978-3-492-27696-2
ISBN10
3-492-27696-2
Körperschaften
Verlag
Datenträgertyp
Band
Listenpreis
0.0 €
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2017
Erscheinungsort
München
Verlagsname
Piper
Verantwortlichkeitsangabe
Verantwortlichkeitsangabe, die sich auf den Haupttitel bezieht
Bernd Schuchter
Umfang
210 S.
Kommentare
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Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
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Quelle: Pool Feuilleton; Der Führer muss braver sein als das Land, durch das er führt! - Nach dieser Tourismus-Vorgabe erscheinen in Tourismus-Ländern regelmäßig Führer, die eine brave Geschichte fortschreiben und mit dem Hauben-Koch des aktuellen Jahres beenden. Bernd Schuchter hat unter dieser Vorgabe die "Gebrauchsanweisung für Tirol" verfasst. Zusätzlichen Druck macht ihm dabei Reinhold Messner, der vor Jahren im gleichen Verlag die Gebrauchsanweisung für Südtirol geschrieben hat. Der Nord-Osttiroler Führer ist tapfer erledigt, könnte man vorausschicken. Die ewige Erzähl-Kette Goethe - Heine - Schluiferer - Weigel - Schöpf ist perfekt eingehalten, somit wirkt das Tirol-Bild scheinbar logisch, weil es nie anders erzählt werden darf. Das ist der Punkt, an dem der Einheimische kaut. Natürlich ist die Gebrauchsanweisung für externe Tiroler gedacht, die sich damit vielleicht eine schlaflose Nacht im Hotel um die Ohren hauen wollen. Aber in der Umkehrforderung möchte ich als Tiroler keinen Führer beispielsweise über die Franken lesen, wenn dieser so brav ausgefallen wäre. Der Autor ist Jahrgang 1977 und die älteren Jahrgänge im Land müssen ihm ordentlich den Kopf gewaschen haben, dass er kampflos so eine brave Geschichte abliefert. Die Leser hätten es sich verdient, auch von jenen zu erfahren, die etwas denken im Land, in Gerichtsverfahren die Freiheit der Kunst erstreiten und der seit Jahrhunderten regierenden Einheitspartei Paroli bieten. Der Text ist ordentlich gemacht und erinnert phasenweise an das Tonband, das im Innsbrucker Sightseer abgespielt wird, wenn dieser das Kanalnetz oberirdisch befährt. Es geht um Grüßgott oder Tschüss, Versuche um den Heimatbegriff, Lederhosen, den ewigen Sandwirt, Wamperlereiten, schlecht frisierte Rebellen und Ausflugsziele. Lieblos und beliebig ist diese Auswahl, die Touristen von heute sind intelligenter, als die hier implizierten Primitivlinge, denen man die Geschichtchen vorträgt wie ein angefressener Fiaker. All das macht diese Gebrauchsanweisung letztlich sehr abweisend. In einer langen Moderation werden triviale Tirol-Anekdoten abgearbeitet und ab und zu bleibt nur mehr die Moderation ohne Inhalt übrig. Wahrscheinlich wird jedes Fachgebiet unter dieser Vorgansweise leiden, der Historiker genauso wie der Straßenreferent und der Blasmusiker. Von der Literaturwarte aus gesehen ist das Buch schon sehr fadenscheinig zusammengebastelt. Da zitiert einmal der Autor sich selbst, wie er mit seinem Roman durch das Land tourt und dabei die Tiroler mit seinen Thesen überschüttet, andererseits ruft er die offiziell geförderten und naturgemäß braven Dichter zu Meinungsmachern aus. Besonderes Lob kriegt etwa Sepp Mall, seine Angepasstheit an das offizielle Tirol-Bild wird extra erwähnt. Wenn jemand Einheimischer das Buch liest, dann weiß er, was man von einem braven Tiroler erwartet, wenn es ein Auswärtiger liest, wird er überrascht sein, wie quicklebendig das Land trotz dieser Gebrauchsanweisung ist. Helmuth Schönauer
Sprache der Expression
Deutsch
Titel
Bevorzugter Titel des Werks
Gebrauchsanweisung für Tirol
Personen
Verfasser/-in
Stadtbücherei Imst
Verfügbar
0 Reservierungen
Exemplarnummer
Signatur
Verfügbarkeit
20671
EH.T
Schu
Verfügbar
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